- Sa., 25.03. , 09:30 bis 10:30 Uhr
Wie das Gehirn unsere Persönlichkeit, das Denken und Handeln bestimmt.
- Vortrag
Lutz Jäncke
Im Grunde verhält sich der Mensch merkwürdig. Einerseits ist er zutiefst davon überzeugt, vernünftig zu sein. Andererseits verhält er sich aus verschiedenen Perspektiven betrachtet eigentlich höchst unvernünftig. Wieso verhalten wir uns so merkwürdig? Wieso existieren unterschiedliche Kulturen, Religionen, politische Systeme und Ansichten über die Welt und das Leben, wenn eigentlich alles (oder fast alles) naturwissenschaftlich erklärbar ist. Das führt zur Frage, was unser Denken und Handeln determiniert. Diese Fragen werde ich aus der Perspektive der Neurowissenschaften beleuchten. Unser Gehirn hat sich im Laufe der Evolution zu einem bemerkenswerten Denk- und Interpretationsorgan entwickelt, das unser individuelles Überleben sichert. Dieses Gehirn arbeitet gemäß grundsätzlichen Prinzipien, die unser Denken, Handeln und unsere Persönlichkeit bestimmen. Wichtige Elemente hierbei sind neben den grundlegenden biologischen Antrieben die enormen Interpretationsmöglichkeiten – ja Interpretationszwänge – unseres Gehirns. Eine wesentliche Aufgabe des Gehirns ist, uns eine stabile Interpretation der Welt zu liefern. Diese stabilen Interpretationen sind in vielen Lebenssituationen hilfreich, aber sie sind auch mit immensen Gefahren assoziiert. Diese Gefahren offenbaren sich insbesondere in der modernen, durch das Internet und die digitale Technik dominierte Welt. Gibt es Wege aus den sich anbahnenden Problemen oder schauen wir auf eine ungewisse Zukunft?
In meinem Vortrag werde ich auch auf Lösungsmöglichkeiten eingehen, die der Mensch unbedingt umsetzen muss.Lutz Jäncke ist seit 2002 Professor für Neuropsychologie an der Universität Zürich und seit dem 1. August 2022 emeritiert.
Er studierte in Bochum, Braunschweig und Düsseldorf Biologie und Psychologie und war Heisenberg-Stipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Er war Forschungsassistent am Beth-Isreal-Hospital an der Harvard-Medical School in Boston. In der Folge arbeitete er als Wissenschaftler am Kernforschungszentrum Jülich und als Professor an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, bevor er als Ordinarius zur Universität Zürich wechselte. Seine Forschungsschwerpunkte sind die funktionelle Plastizität des menschlichen Gehirns ebenso wie die neuronalen Grundlagen des Lernens und Gedächtnisses.
Lutz Jäncke hat über 450 wissenschaftliche Arbeiten verfasst. Er ist Gutachter und Herausgeber vieler Fachzeitschriften und Berater akademischer Verlage. Er ist Autor und Herausgeber mehrerer populärwissenschaftlicher Bücher, von Sachbüchern, Lehrbüchern und vielen Buchkapiteln. Seine wissenschaftlichen Arbeiten gehören weltweit zu dem 1% der am häufigsten zitierten wissenschaftlichen Arbeiten.
Er ist ein viel gefragter Fachmann für Fragen der Neurowissenschaft und Psychologie bei internationalen Forschungsgremien und öffentlichen Medien.
Des Weiteren ist er ein beliebter international tätiger Keynote-Sprecher zu seinen Forschungsthemen und aktuellen gesellschaftlichen Fragen.