- Fr., 08.03. , 16:00 bis 17:30 Uhr
Abschlussdiskussion
- Diskussion
Ursula Baatz, Kuratorin
Die Alternative zu Demokratie ist Demokratie. Denn Demokratie ist kein Fertigprodukt, sondern muss immer wieder neu entstehen. Wahlen sind nicht alles in der Demokratie. Entscheidend ist die Trennung von gesetzgebender (Parlament), richtlicher (Gerichtswesen) und ausführender (Exekutive) Gewalt im Staat. Zurzeit spricht man von der Krise der Demokratie. Das Symposion Dürnstein fragt auch nach der Diagnose, aber vor allem nach der Therapie.
Es geht um Fragen der direkten Demokratie, der demographischen Verschiebungen, um Bildung und die Rolle der Medien in einer demokratischen Gesellschaft. Und es geht um die grundlegende menschliche Fähigkeit, mit Anderen in einen produktiven Austausch zu treten.
Dies sind nur einige thematische Aspekte des Symposion Dürnstein 2019.Isolde Charim, Philosophin und Publizistin
Wenn man Demokratie neu denken will oder neu denken muss, dann muss man sich deren zentraler Kategorie zuwenden: dem Subjekt. Dieses Subjekt ist heute ein grundlegend anderes geworden. Es gilt, diese Veränderung zu erfassen - denn erst von da aus, erst von diesem neuen Subjekttypus aus, lässt sich ermessen, was Zumutung oder was möglich Zukunft ist. Erst von da aus, lässt sich akzeptieren, was Demokratie nunmehr sein muss und kann.
Colin Crouch, Politikwissenschaftler und Soziologe
Die wirtschaftliche Globalisierung hat die Demografie geschwächt, indem die wichtigsten Entscheidungen aus der Reichweite der nationalen Institutionen entfernt wurden, in denen sich die Demokratie am stärksten entwickelt hat. Die nationalen Demokratien schwächten sich jedoch bereits ab, da die Identität von Klasse und Religion, die es einst Massen von Menschen ermöglichte, zu wissen, wer sie politisch waren, an Bedeutung verloren hat. Jetzt ist eine Heilung tatsächlich schlimmer als die Krankheit angekommen ist: ein fremdenfeindlicher Populismus, der die Menschen ermutigt, wieder in ihre nationale Identität zurückzukehren. Dies macht es nur schwieriger, die internationale Zusammenarbeit zu erreichen, die die Demokratisierung der Globalisierung dringend benötigt.
Nonno Breuss
Ueli Mäder, Soziologe, em. Universitätsprofessor der Universität Basel, Department Gesellschaftswissenschaften
Mündige Bürgerinnen und Bürger prägen die direkte Demokratie. Mit sozialer Teilhabe und instituioneller Hilfe. Dazu gehören da aktive und passive Wahlrecht, die (Volks)-Initiative und das Referendum. Zudem eine lebendige politische Kultur der fairen Auseinandersetzung - in Parlamenten und, medial unterstützt, bei der öffentlichen Meinungsbildung und Einflussnahme. Kommunal, regional und national; auch global. An einer Gerechtigkeit orientiert, die Gewaltenteilung, Rechtssicherheit und übergeordnete Meschenrechte respektiert. Was in der Schweiz kontrovers debattiert wird. Mit welchen Argumenten und empirischen Bezügen? Lässt sich direkte Demokratie und populistisch und finanzgetrieben vereinnahmen bzw. unterlafuen? Und wie können wir die direkte Demokratie im Sinne emanzipatorischer Perspektiven stärken?
Ueli Mäder ist emeritierter Professor für Soziologie an der Universität Basel. Er forscht über soziale Ungleichheiten und Konflikte. Im Züricher Rotpunktverlag erschienen von ihm u.a. die Bücher "Geld und Macht in der Schweiz" (2015) und "68 - was bleibt?" (2018).Renè Rhinow
Barbara Strauch, Leiterin der Soziokratie-Experten-Ausbildung im deutschsprachigen Raum. Autorin des Buches SOZIOKRATIE. Kreisstrukturen als Organisationsprinzip zur Stärkung der Mitverantwortung der Einzelnen, Barbara Strauch und Annewiek Reijmer, Verlag Vahlen, März 2018.
SOZIO-KRATIE heißt übersetzt: Wir entscheiden gemeinsam.
August Comtè verwendete de Begriff erstmals 1853. Kees Boeke, ein niederländischer Friedensaktivist hat das Wort in den 1920-Jahren aufgegriffen und erstmals in der von ihm gegründeten Schule als "Demokratie, wie sie sein könnte" umgesetzt. Gerard Endenburg war Schüler bei Kees Boeke und entwickelte ab 1968 in seiner Elektronik-Firma die heutige Form der SOZIOKRATIE, die "Soziokratische KreisorganisationsMethode SKM".
Erst in den letzten Jahren wurde das Potential in der Soziokratie erkannt. Organisationen suchen heute nach Methoden die alle Beteiligten gleichwertig in die Beschlussfassung mit einbeziehen und dabei auch unternehmerischen Ansprüchen von Effektivität, Agilität und Selbstorganisation genügen. Inzwischen ist die Methode auf dem organisationalen Feld bestens erprobt und hat sich bewährt. Seit einigen Jahren zieht sie nun auch in die Politik ein. Das soll am Beispiel der niederländischen Stadt Utrechtse-Heuvelrug dargestellt werden.